Der Sidecar: Eine Fahrt in die Vergangenheit
Der Sidecar Cocktail ist einer dieser Drinks, der zeitlose Eleganz und Raffinesse ausstrahlt. Er vereint die perfekte Balance aus süßen, sauren und starken Noten und hat sich seit seiner Entstehung in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts einen festen Platz in der Welt der Cocktails erarbeitet.
Aber wie kam es dazu, dass dieser Cocktail so berühmt wurde, und welche Geschichten ranken sich um seine Herkunft?
In diesem Artikel tauchen wir tief in die Geschichte des Sidecar ein, erkunden seine Ursprünge, beleuchten verschiedene Theorien zu seiner Entstehung und erfahren, warum er auch heute noch ein Liebling vieler Cocktail-Kenner ist.
Die Entstehung des Sidecar
Die genaue Herkunft des Sidecar ist – wie bei vielen Cocktails – von Mythen und Legenden umwoben. Eines steht jedoch fest: Er entstand vermutlich kurz nach dem Ersten Weltkrieg, in den 1910er oder frühen 1920er Jahren. Die beiden Städte, die den Anspruch auf die Geburtsstätte des Sidecars erheben, sind Paris und London. Doch bevor wir tiefer in diese Theorien einsteigen, lohnt es sich, einen Blick auf den Namen des Cocktails zu werfen.
Der Name "Sidecar" bezieht sich auf den Beiwagen eines Motorrads – ein praktisches und damals modernes Fortbewegungsmittel, besonders in den Jahren nach dem Krieg. Einer der am häufigsten erzählten Ursprünge besagt, dass der Drink nach einem Gast benannt wurde, der regelmäßig eine Bar in Paris besuchte und dabei in einem Sidecar anreiste. Dieser Gast, so die Geschichte, bevorzugte besonders starke Drinks, die ihn während der kalten Fahrt im offenen Beiwagen wärmten. Der Barkeeper kreierte also einen Cocktail, der nach dem Gefährt des Gastes benannt wurde.
Paris: Harry's New York Bar und das Ritz Hotel
Eine der bekanntesten Theorien zur Entstehung des Sidecar führt uns in die legendäre Harry's New York Bar in Paris. Diese Bar, die 1911 von dem Amerikaner Harry MacElhone eröffnet wurde, war ein beliebter Treffpunkt für amerikanische Expats und Kriegshelden, die nach dem Ersten Weltkrieg in Europa lebten. Harry’s Bar ist auch bekannt als die Heimat anderer klassischer Cocktails, darunter der Bloody Mary. Es wird vermutet, dass der Sidecar hier erstmals gemixt wurde.
Eine andere Theorie besagt, dass der Sidecar im Ritz Hotel in Paris entstand, wo der berühmte Barkeeper Frank MacElhone arbeitete. Die Anhänger dieser Theorie glauben, dass MacElhone den Drink in den frühen 1920er Jahren kreierte. Im Jahr 1934 veröffentlichte MacElhone ein Buch über Cocktails, in dem er den Sidecar beschrieb, was darauf hindeuten könnte, dass er ihn tatsächlich erfunden hat.
London: The Buck’s Club und die britische Variante
Neben Paris erhebt auch London Anspruch auf die Geburtsstätte des Sidecars. Die bekannteste Theorie besagt, dass der Cocktail im exklusiven Buck's Club entstand, einer Bar, die ebenfalls für die Kreation anderer berühmter Drinks wie dem Buck’s Fizz bekannt ist. Die Londoner Theorie verweist auf die britische Liebe zu Brandy, was darauf hindeutet, dass der Drink aus einer britischen Barkultur heraus entstand.
Die Verbindung zu Sour-Cocktails
Der Sidecar gehört zur Familie der Sour-Cocktails. Sour-Cocktails zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine Spirituose mit einer Zitruskomponente – meist Zitronensaft – und einem Süßstoff kombinieren. Der Sidecar reiht sich in die lange Tradition von Sour-Drinks ein, zu der auch der Whiskey Sour oder der Margarita gehört. Diese Art von Cocktail ist besonders für ihre einfache, aber ausgewogene Struktur bekannt.
Was den Sidecar von anderen Sours unterscheidet, ist die Verwendung von Orangenlikör (meist Cointreau oder Triple Sec) als Süßstoff. Dadurch erhält der Drink eine fruchtige, komplexe Note, die perfekt zur Säure des Zitronensafts und der Tiefe des Cognacs passt.
Das klassische Rezept: Die perfekte Balance
Wie bei vielen klassischen Cocktails gibt es auch beim Sidecar unterschiedliche Ansichten über das perfekte Rezept. Das Grundprinzip ist jedoch immer dasselbe: Cognac, Orangenlikör und frischer Zitronensaft. Die Debatte dreht sich hauptsächlich um die Frage, wie die Zutaten im Verhältnis zueinander stehen sollten.
Ein traditionelles Rezept sieht vor, dass gleiche Teile Cognac, Orangenlikör und Zitronensaft verwendet werden – ein 1:1:1-Verhältnis. Diese Variante ist ausgewogen und bringt alle Aromen gleich stark zur Geltung. Doch es gibt auch viele Barkeeper, die das Verhältnis leicht anpassen, um den Cognac mehr in den Vordergrund zu stellen. Ein 2:1:1-Verhältnis – zwei Teile Cognac, ein Teil Orangenlikör und ein Teil Zitronensaft – wird oft bevorzugt, um dem Drink mehr Tiefe und Körper zu verleihen.
Die Zubereitung: So mixt du den perfekten Sidecar
Für den Sidecar wird oft ein Cognac von guter Qualität verwendet, da dieser die Hauptrolle im Cocktail spielt. Hier ist das klassische Rezept für einen Sidecar:
Zutaten:
5 cl Cognac
2 cl Orangenlikör (Cointreau oder Triple Sec)
2 cl frischer Zitronensaft
Optional: Zucker für den Glasrand
Zubereitung:
1. Gebe den Cognac, den Orangenlikör und den Zitronensaft in einen Cocktailshaker, der zur Hälfte mit Eis gefüllt ist.
2. Schüttle den Drink kräftig, bis der Shaker gut gekühlt ist.
3. Seihe den Cocktail in ein vorgekühltes Cocktailglas ab.
4. Optional: Für eine elegantere Präsentation kannst du den Rand des Glases vor dem Einschenken in Zucker tauchen.
Serviert wird der Sidecar in einem Cocktailglas oder einer Coupette, häufig mit einem gezuckerten Rand.
Der Sidecar in der Moderne: Ein zeitloser Klassiker
Auch heute, fast 100 Jahre nach seiner Erfindung, bleibt der Sidecar ein beliebter Cocktail in Bars auf der ganzen Welt. Seine ausgewogene Mischung aus süß, sauer und stark hat ihn zu einem Klassiker gemacht, der die Zeit überdauert hat. Der Sidecar steht für die Rückkehr zu einfachen, aber raffinierten Rezepturen, die die Qualität der Zutaten in den Vordergrund stellen.
Die moderne Mixologie hat den Sidecar wiederbelebt, und viele Barkeeper experimentieren mit verschiedenen Varianten. Einige fügen exotische Gewürze hinzu, andere verwenden alternative Zitrusfrüchte wie Limetten oder Blutorangen, um dem Drink eine besondere Note zu verleihen. Doch eines bleibt immer gleich: Die unverwechselbare Harmonie der Aromen, die den Sidecar zu einem zeitlosen Favoriten machen.
Der Sidecar bleibt ein eleganter Klassiker
Der Sidecar ist ein Cocktail, der Eleganz und Geschichte in einem Glas vereint. Ob in Paris, London oder einer modernen Cocktailbar – der Sidecar hat die Zeit überdauert und bleibt ein Symbol für feine Cocktails. Seine Balance aus süßen und sauren Komponenten, gepaart mit dem reichen Geschmack von Cognac, macht ihn zu einem Drink, der sowohl Kenner als auch Einsteiger begeistert. Wenn du also das nächste Mal einen klassischen Cocktail suchst, der sowohl Tradition als auch Raffinesse bietet, ist der Sidecar immer eine ausgezeichnete Wahl.