Die Geschichte des Martini Cocktails

Ein Symbol der Eleganz

Der Martini Cocktail gilt als Inbegriff von Stil und Raffinesse. Er ist schlicht in seinen Zutaten, aber komplex in seinem Charakter. Seit über einem Jahrhundert genießt er eine besondere Stellung in Bars und Lounges weltweit. Doch wie entstand dieser legendäre Drink?

Tauchen wir ein in die Geschichte des Martinis und entdecken wir, welche Mythen und Fakten sich um seine Entstehung ranken.

Die Anfänge: Ein Drink namens Martinez

Die Ursprünge des Martini Cocktails sind ebenso mysteriös wie der Drink selbst. Eine weit verbreitete Theorie führt uns zurück in die 1860er Jahre nach Kalifornien, zur Zeit des Goldrausches. In der Stadt San Francisco arbeitete ein berühmter Barkeeper namens Jerry Thomas im Occidental Hotel. Einer Legende zufolge betrat ein erschöpfter Goldgräber die Bar, nachdem er in der nahegelegenen Stadt Martinez erfolgreich nach Gold gesucht hatte. Er bat um einen besonderen Drink, um seinen Fund zu feiern.

Jerry Thomas mischte daraufhin einen Cocktail aus Old Tom Gin, süßem Wermut, einem Spritzer Maraschino-Likör und ein paar Tropfen Angostura-Bitter. Er nannte diesen Drink den "Martinez", benannt nach der Stadt, aus der der Goldgräber stammte oder zu der er unterwegs war. Dieses Rezept gilt als Vorläufer des heutigen Martinis.

Der Martinez Cocktail verbreitete sich schnell und wurde in verschiedenen Bars serviert. Im Laufe der Zeit wurde das Rezept angepasst. Der süße Gin und der süße Wermut wichen trockeneren Varianten, und der Maraschino-Likör wurde weggelassen. So entwickelte sich der Martinez allmählich zum Martini, wie wir ihn heute kennen.

Der Martini nimmt Gestalt an

Die Weiterentwicklung vom Martinez zum Martini spiegelt die Veränderungen in den Trinkgewohnheiten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts wider. Die Menschen bevorzugten zunehmend trockenere Getränke. Der süße Old Tom Gin wurde durch London Dry Gin ersetzt, und auch der süße Wermut wich einem trockeneren französischen Wermut.

Ein weiterer wichtiger Schritt in der Evolution des Martinis war die Reduzierung des Wermutanteils. Während frühere Rezepte gleiche Teile Gin und Wermut vorsahen, verschob sich das Verhältnis zugunsten des Gins. Der "Dry Martini" war geboren, ein Cocktail, der vor allem durch seinen klaren Geschmack und seine Einfachheit besticht.

Martini di Arma di Taggia und das Knickerbocker Hotel

Eine andere Theorie über die Entstehung des Martinis führt uns nach New York City in die 1910er Jahre. Im renommierten Knickerbocker Hotel arbeitete der Barkeeper Martini di Arma di Taggia, ein Italiener mit einer Vorliebe für elegante Drinks. Er soll den Martini um 1911 für den Industriellen John D. Rockefeller kreiert haben.

Sein Rezept bestand aus London Dry Gin und trockenem französischem Wermut, garniert mit einer Olive. Dieser Drink war deutlich trockener als seine Vorgänger und passte perfekt zum aufstrebenden Geschmack der High Society. Das Knickerbocker Hotel war ein Hotspot für die Reichen und Berühmten, was zur schnellen Verbreitung dieses neuen Cocktails beitrug.

Ob diese Geschichte der Wahrheit entspricht, ist unklar, aber sie unterstreicht die Bedeutung von Bartendern in der Entwicklung von Cocktailklassikern.

Einfluss von Martini & Rossi

Eine weitere mögliche Herkunft des Namens "Martini" könnte vom italienischen Wermuthersteller Martini & Rossi stammen. Gegründet im Jahr 1863, exportierte das Unternehmen seinen Wermut weltweit. Da Wermut eine Hauptzutat im Martini Cocktail ist, liegt die Vermutung nahe, dass der Markenname zur Benennung des Drinks beigetragen hat.

Es ist möglich, dass Barkeeper den Cocktail einfach nach dem verwendeten Wermut benannten, insbesondere wenn Martini & Rossi eine der beliebtesten Marken war. Diese Theorie unterstreicht die enge Verbindung zwischen Marken und der Barkultur jener Zeit.

Erste schriftliche Erwähnungen

Die frühesten bekannten schriftlichen Rezepte für den Martini stammen aus dem späten 19. Jahrhundert. Im "Bartender's Manual" von Harry Johnson aus dem Jahr 1888 findet sich ein Rezept für den Martini Cocktail. Auch andere Cocktailbücher jener Zeit erwähnen den Martini oder ähnliche Drinks, was darauf hindeutet, dass der Cocktail bereits in verschiedenen Formen existierte.

Diese frühen Rezepte variieren in ihren Zutaten und Verhältnissen, was zeigt, dass der Martini von Anfang an ein Drink war, der persönlichen Vorlieben angepasst werden konnte.

Die Prohibition und ihre Auswirkungen

Die Prohibition in den USA von 1920 bis 1933 hatte einen erheblichen Einfluss auf die amerikanische Trinkkultur. Alkohol war verboten, aber das hielt die Menschen nicht vom Trinken ab. Gin wurde zur bevorzugten Spirituose der illegalen Brennereien, da er relativ einfach herzustellen war.

Der Martini profitierte von dieser Entwicklung. Obwohl der illegal hergestellte Gin oft von minderer Qualität war, wurde er in Cocktails gemixt, um den Geschmack zu verbessern. Nach dem Ende der Prohibition blieb der Martini beliebt und wurde zum Symbol für Eleganz und Rebellion gleichermaßen.

Der Martini als kulturelles Symbol

Im Laufe der Jahrzehnte wurde der Martini mehr als nur ein Drink; er wurde zu einem kulturellen Symbol. Berühmte Persönlichkeiten wie Franklin D. Roosevelt und Ernest Hemingway waren für ihre Vorliebe für Martinis bekannt. Roosevelt soll sogar einen Martini gemixt haben, um das Ende der Prohibition zu feiern.

In der Literatur und im Film taucht der Martini immer wieder auf. Besonders bekannt ist der Cocktail durch den fiktiven Geheimagenten James Bond geworden. Sein berühmter Satz "Geschüttelt, nicht gerührt" ("Shaken, not stirred") machte den Vodka Martini weltweit populär. Obwohl Puristen argumentieren, dass ein Martini traditionell gerührt wird, trug Bonds Vorliebe zur Popularität des Drinks bei.

Der Martini steht für Stil, Klasse und ein gewisses Maß an Geheimnis. Er ist der Drink der Wahl für viele Helden und Schurken der Leinwand und spiegelt oft ihre Charakterzüge wider.

Das klassische Martini-Rezept

Der Martini besticht durch seine Einfachheit und Eleganz. Mit nur wenigen Zutaten lässt sich ein Cocktail kreieren, der seit Generationen begeistert. Hier ist ein klassisches Rezept, um einen perfekten Martini zu Hause zu mixen:

Zutaten:

  • 60 ml Gin (London Dry Gin wird bevorzugt)

  • 10 ml trockener Wermut

  • Eiswürfel

  • Garnitur: Grüne Olive oder Zitronenzeste

Zubereitung:

1. Kühlen Sie das Martini-Glas: Stellen Sie das Glas in den Kühlschrank oder füllen Sie es mit Eis und Wasser, während Sie den Cocktail zubereiten.

2. Füllen Sie ein Rührglas oder einen Cocktail-Shaker mit Eiswürfeln.

3. Gießen Sie den Gin und den trockenen Wermut in das Rührglas.

4. Rühren Sie die Mischung vorsichtig mit einem Barlöffel für etwa 20 bis 30 Sekunden. Ziel ist es, den Cocktail zu kühlen, ohne ihn zu verwässern.

5. Leeren Sie das gekühlte Martini-Glas aus, falls Sie es mit Eis gekühlt haben.

6. Seihen Sie den Cocktail durch ein Barsieb in das gekühlte Martini-Glas ab.

7. Garnieren Sie den Martini nach Ihrem Geschmack:

  • Mit einer Olive: Spießen Sie eine grüne Olive auf einen Cocktailspieß und legen Sie ihn ins Glas.

  • Mit einer Zitronenzeste: Schneiden Sie eine dünne Scheibe Zitronenschale ab, drücken Sie die Öle über dem Cocktail aus und geben Sie die Zeste ins Glas.

    Tipps:

  • Verhältnis anpassen: Je nach Vorliebe können Sie den Wermutanteil variieren. Für einen trockeneren Martini verwenden Sie weniger Wermut, für einen weniger trockenen entsprechend mehr.

  • Qualität der Zutaten: Da der Martini aus nur wenigen Zutaten besteht, ist die Qualität von Gin und Wermut entscheidend für den Geschmack.

  • Keine Eile: Nehmen Sie sich Zeit beim Rühren. Ein gut gekühlter Martini ist das Ergebnis von Geduld.

Variationen

  • Vodka Martini: Ersetzen Sie den Gin durch Wodka für eine weichere Note.

  • Dirty Martini: Fügen Sie einen Spritzer Olivensaft hinzu, um dem Drink eine salzige Tiefe zu verleihen.

  • Gibson: Garnieren Sie den Martini mit einer Perlzwiebel statt einer Olive oder Zitronenzeste.

Die Kunst der Zubereitung

Die Zubereitung eines perfekten Martinis erfordert Sorgfalt und Präzision. Die Debatte darüber, ob ein Martini gerührt oder geschüttelt werden sollte, ist ein zentrales Thema unter Cocktail-Liebhabern.

Gerührt oder geschüttelt?

Traditionell wird der Martini gerührt, nicht geschüttelt. Durch das Rühren mit Eis wird der Drink gekühlt, ohne ihn zu sehr zu verwässern oder Luftblasen einzuschließen. Das Ergebnis ist ein klarer, glatter Cocktail.

Das Schütteln hingegen kühlt den Drink schneller, kann ihn aber trüb machen und kleine Luftblasen erzeugen. James Bonds Vorliebe für geschüttelte Martinis hat diese Methode populär gemacht, aber viele Puristen bevorzugen das Rühren.

Die Garnitur

Die Wahl zwischen einer Olive oder einer Zitronenzeste als Garnitur beeinflusst den Geschmack des Martinis. Die Olive verleiht eine salzige Note, während die Zitronenzeste dem Drink eine frische Zitrusnote gibt. Es liegt ganz bei Ihnen, welche Variante Sie bevorzugen.

Das ikonische Martini-Glas

Das charakteristische Martini-Glas mit seiner konischen Form und dem langen Stiel ist nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch funktional. Die breite Öffnung ermöglicht es, die Aromen besser wahrzunehmen, während der lange Stiel verhindert, dass der Drink durch die Handwärme erwärmt wird.

Das Martini-Glas ist zu einem Symbol für Cocktails allgemein geworden und wird oft verwendet, um Eleganz und Stil zu vermitteln.

Der Martini in der modernen Welt

Heute ist der Martini ein international bekannter Cocktail und wird in Bars auf der ganzen Welt serviert. Sein zeitloser Charakter und seine einfache Eleganz machen ihn bei verschiedenen Generationen beliebt.

Die moderne Mixologie hat den Martini wiederentdeckt. Barkeeper experimentieren mit neuen Gins, exotischen Wermuts und kreativen Garnituren, um den klassischen Martini neu zu interpretieren. Dabei wird oft Wert auf hochwertige Zutaten und handwerkliches Können gelegt.

Ein zeitloser Klassiker

Die Geschichte des Martini Cocktails ist reich an Legenden, Theorien und kulturellen Einflüssen. Obwohl sein genauer Ursprung unklar bleibt, hat der Martini einen festen Platz in der Cocktailkultur eingenommen. Er repräsentiert Eleganz, Einfachheit und Präzision.

Ob in einer stilvollen Bar, bei einer Feier oder gemütlich zu Hause – der Martini bleibt ein Symbol für Stil und Genuss. Seine Vielseitigkeit erlaubt es jedem, den perfekten Martini nach seinem Geschmack zu kreieren.

Warum also nicht selbst einen Martini mixen und Teil dieser faszinierenden Geschichte werden? Egal, ob gerührt oder geschüttelt, mit Olive oder Zeste – genießen Sie diesen zeitlosen Klassiker und stoßen Sie an auf die Legenden, die ihn umgeben.

Zum Wohl!

Weiter
Weiter

Die Geschichte des Margarita Cocktails