Sazerac: Eine Legende aus New Orleans
Der Sazerac ist nicht nur ein Cocktail, sondern ein Symbol für die Kultur und Geschichte von New Orleans.
Die Ursprünge des Sazerac
Mit seinen Wurzeln im 19. Jahrhundert gilt der Sazerac als einer der ältesten bekannten Cocktails der Welt und ist heute der offizielle Cocktail von New Orleans. Seine Entstehung ist eng mit den Entwicklungen in der französischen und amerikanischen Spirituosenkultur verknüpft, und die Zubereitung hat sich über die Jahrzehnte hinweg nur geringfügig verändert. Lassen Sie uns in die faszinierende Geschichte dieses berühmten Cocktails eintauchen und die Menschen und Traditionen kennenlernen, die ihn geprägt haben.
Peychaud’s Bitters und Cognac
Die Geschichte des Sazerac beginnt in den 1830er Jahren mit einem Apotheker namens Antoine Amédée Peychaud, der aus der französischen Karibik nach New Orleans gekommen war. Peychaud besaß eine kleine Apotheke im French Quarter und stellte dort seine eigenen Magenbitter her – das berühmte Peychaud’s Bitters, das bis heute ein wesentlicher Bestandteil des Sazerac-Cocktails ist.
Peychaud war bekannt für seine Mischung aus Cognac, Zucker, Wasser und seinem selbst kreierten Bitter, die er seinen Kunden nicht nur als Heilmittel für verschiedene Beschwerden, sondern auch als Genuss servierte. Die Mischung, die Peychaud als „Cocktail“ bezeichnete (zu einer Zeit, als der Begriff noch neu war), wurde bald zu einem beliebten Getränk. Dieser frühe Drink gilt als Vorläufer dessen, was wir heute als den Sazerac Cocktail kennen.
Der Name „Sazerac“ selbst stammt von dem Sazerac de Forge & Fils Cognac, einem französischen Cognac, der ursprünglich als Hauptspirituose im Drink verwendet wurde. Dieser Cognac war in den 1800er Jahren in New Orleans sehr beliebt und wurde in den Bars der Stadt häufig ausgeschenkt. Der Drink erhielt seinen Namen, als er im berühmten Sazerac Coffee House, das um 1850 eröffnet wurde, als Hauptcocktail serviert wurde.
Von Cognac zu Rye Whiskey: Eine entscheidende Veränderung
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich die Rezeptur des Sazeracs erheblich, als die Reblausplage in Frankreich die Weinproduktion massiv beeinträchtigte und die Verfügbarkeit von Cognac stark einschränkte. Die Barkeeper von New Orleans suchten nach einem Ersatz für den Cognac und entschieden sich für Rye Whiskey (Roggenwhiskey), der in den USA zunehmend populär wurde.
Der Wechsel von Cognac zu Rye Whiskey veränderte das Geschmacksprofil des Sazeracs grundlegend. Während Cognac dem Drink eine weichere, fruchtigere Note verlieh, brachte der Rye Whiskey eine kräftigere, würzigere und robustere Note in den Cocktail. Diese Version des Sazeracs mit Rye Whiskey ist bis heute die bekannteste und wird als die „klassische“ Zubereitung betrachtet.
Der Absinth-Rinse: Ein unverwechselbares Merkmal
Ein weiteres zentrales Element des Sazeracs ist die Verwendung von Absinth oder einer Anis-Spirituose, die als Rinse (eine Technik zum Ausspülen des Glases) dient. Die Idee dahinter ist, dass nur eine hauchdünne Schicht Absinth an den Wänden des Glases haften bleibt und dem Cocktail eine subtile Anis-Note verleiht, ohne den Geschmack des Rye Whiskeys zu überlagern.
Der Absinth-Rinse wurde von Anfang an als integraler Bestandteil des Sazeracs verwendet, da Absinth im 19. Jahrhundert eine äußerst beliebte Spirituose in New Orleans war. Nach dem Absinth-Verbot im frühen 20. Jahrhundert wurde Absinth durch andere Anis-Spirituosen wie Herbsaint ersetzt, das speziell in New Orleans hergestellt wurde.
Die Legende des Glaswerfens und der „Sazerac“-Ruf
Eine oft erzählte Geschichte im Zusammenhang mit der Zubereitung des Sazeracs ist das sogenannte „Werfen des Glases“. Der Legende nach warfen Barkeeper in bestimmten Bars in New Orleans das mit Absinth ausgespülte Glas in die Luft, während sie laut „Sazerac!“ riefen. Dabei sollte sich der Absinth gleichmäßig auf die Innenwände des Glases verteilen.
Es gibt Berichte, dass diese Praxis hauptsächlich im Sazerac House durchgeführt wurde, um die Aufmerksamkeit der Gäste zu gewinnen und dem Drink eine besondere Show zu verleihen. Es handelte sich hierbei jedoch eher um eine theatralische Einlage als um eine weit verbreitete Technik in allen Bars. Der „Sazerac“-Ruf und das Glaswerfen blieben als Legende erhalten, sind aber heute keine gängige Praxis mehr.
Klassisches Sazerac-Rezept
Zutaten:
6 cl Rye Whiskey (oder Cognac, je nach Vorliebe)
1 Zuckerwürfel
3 Spritzer Peychaud’s Bitters
Absinth (für den Rinse)
Zitronenschale (für die Garnitur)
Zubereitung:
1. Spüle ein gekühltes Old-Fashioned-Glas mit Absinth aus und gieße den Rest des Absinths aus.
2. Zerdrücke den Zuckerwürfel mit den Peychaud’s Bitters in einem Mischglas und füge einen Schuss Wasser hinzu, um den Zucker aufzulösen.
3. Gib den Rye Whiskey hinzu und rühre die Mischung vorsichtig.
4. Seihe die Mischung in das vorbereitete Glas ab und garniere mit einer Zitronenschale.
Die Renaissance des Sazeracs und seine Bedeutung heute
Mit der Wiederbelebung der Cocktailkultur in den 2000er Jahren hat auch der Sazerac eine Renaissance erlebt. Dank der Craft-Cocktail-Bewegung und des wachsenden Interesses an klassischen Cocktails hat der Sazerac seinen Platz auf der internationalen Bühne zurückerobert.
Im Jahr 2008 wurde der Sazerac offiziell zum Cocktail der Stadt New Orleans erklärt, was seine tiefe kulturelle Bedeutung für die Stadt und ihre Einwohner unterstreicht. Der Sazerac bleibt ein Symbol für die reiche Geschichte und das Erbe von New Orleans und ist heute in Bars auf der ganzen Welt ein fester Bestandteil der Cocktailkarten.
Ein Cocktail mit Seele und Tradition
Der Sazerac ist weit mehr als nur ein Drink – er ist ein Stück Geschichte, das in jedem Glas mitschwingt. Von seinen Ursprüngen im 19. Jahrhundert bis hin zur modernen Craft-Cocktail-Kultur hat der Sazerac alle Höhen und Tiefen der Cocktailwelt überstanden und bleibt ein zeitloser Klassiker. Mit seiner sorgfältigen Zubereitung, den aromatischen Bitters und dem einzigartigen Absinth-Rinse ist er ein unverwechselbares Symbol für Eleganz, Tradition und die unvergängliche Magie von New Orleans.